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Hättest du mir in meiner Kindheit gesagt, dass ich einmal den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo, mithilfe eines Rollstuhls und mittels meiner Hände besteigen würde, hätte ich dir mit „niemals“ geantwortet. Schließlich bin ich aufgrund einer genetischen Störung ohne Beine und ohne Becken geboren worden. Doch vor vier Jahren habe ich zusammen mit meinen zwei besten Freunden David und Alex genau das getan. Dabei haben wir mehr als eine halbe Millionen Dollar an Spenden für sauberes Wasser erhalten. Du fragst dich sicherlich, wie das alles möglich gewesen ist?
Auf der Suche nach der Berufung
Viele denken, dass meine fehlenden Beine oder vielleicht sogar die Besteigung des Kilimandscharos zu meinen größten Herausforderungen im Leben zählen. Das stimmt nicht. Meine größte Herausforderung war es, einen Job zu finden, der nicht nur gut bezahlt ist, sondern auch dazu beiträgt, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Nachdem ich mich mehrere Jahre lang für kommerzielle Unternehmen in den USA verbogen hatte und mir das stets schwerfiel, lud mich ein guter Freund dazu ein, als Freiwilliger in Kenia zu arbeiten.
Die Organisation nennt sich WE.org, eine Bewegung, die Menschen die Möglichkeiten bietet, die Welt zu verändern. Ich habe das Angebot angenommen und dieser eine Trip veränderte mein Leben. Ich weiß, es klingt nach Klischee, aber es ist wahr. Auf dieser Reise verliebte ich mich in Kenia. Hier entdeckte ich meine Leidenschaft für Entwicklungsarbeit und fand als Motivationsredner eine Berufung. Wenige Monate nach dem Kenia-Trip kehrte ich zurück nach Hause, kündigte meinen Job, packte meine Sachen und zog nach Toronto, Kanada, um dort für WE als Sprecher und Botschafter zu arbeiten.
Bei WE nutze ich meine Geschichte und meine Erfahrungen, um Menschen dazu zu inspirieren, genau das gleiche mit ihrem Leben zu tun. Und dennoch fühlte ich mich teilweise schuldig, weil ich dem Publikum überall auf der Welt stets sagte, dass „du den Unterschied bei den Dingen machen musst, die dir was bedeuten“. Doch ich merkte, dass ich letztendlich nur davon sprach, ohne es selbst zu tun.
Redefining Possible – Möglichkeiten neu definieren
Also habe ich vor vier Jahren gemeinsam mit meinen zwei besten Freunden und WE eine Kampagne namens „Redefine Possible“ ins Leben gerufen. Unser Ziel war es, den Kilimandscharo zu besteigen und gleichzeitig eine halbe Millionen Dollar für Ostafrika an Spenden zu sammeln. Zu dieser Zeit litt das Land an einer der stärksten Dürren der letzten 60 Jahre. Dank Sunrise Medical und ihrer SOPUR-Rollstühle kam ich in den Genuss eines speziell entwickelten Rollstuhls, der mir dabei half, den Berg im Juni 2012 zu erklimmen.
Ich hatte zunächst gehofft, dass ich den Berg zur Hälfte mit den Händen und zur anderen Hälfte mit meinem Rollstuhl bezwinge. Doch als wir am Fuße des Kilimandscharo ankamen, wurde mir schnell klar, dass ich mich die meiste Zeit auf meine Hände verlassen müsste. Meine zwei Kumpel, Alex und Dave haben mich während der gesamten Besteigung auf wundervolle Weise unterstützt. Manchmal haben sie mich wortwörtlich auf Händen getragen oder schoben meinen Rollstuhl, wenn das Terrain es ermöglichte. Sie waren auch meine persönlichen Cheerleader, die mich immer dann aufmunterten, wenn ich verzweifelte.
Doch am Tag, an dem wir den Gipfel erklommen, waren die Rollen getauscht. Bei etwa 5.500 Meter Höhe erlitten beide meiner Freunde die Höhenkrankheit. Vor meinen Augen brach meine wichtige Unterstützung zusammen. Ich war einer der wenigen, der nicht davon betroffen war. Wenn ich ehrlich sein will, wünschte ich mir hier zum ersten Mal in meinem Leben, Beine zu haben, damit ich dieses Mal meine Freunde auf Händen tragen konnte – genauso wie sie es zuvorgetan hatte. Aber ich habe keine Beine, daher tat ich das, was meine Eltern mir beigebracht hatten und konzentrierte mich auf die Dinge, die ich tun konnte. Alex und Dave sagten immer zu mir, „es ist unglaublich inspirierend, dich beim Gehen zuzusehen“. Also dachte ich, wenn das alles ist, was ich tun kann, sollte ich es so gut ich es kann auch tun.
Hand über Hand und Fuß über Fuß gingen wir weiter. Wir machten häufig Halt, damit meine Freunde wieder ihr Gleichgewicht fanden, denn ihnen war ständig schwindelig. Langsam aber sicher kamen wir oben an! Dort angekommen, brachen wir zusammen und weinten vor Freude. Wir feierten, weil wir nicht nur den Gipfel erklommen, sondern auch unser Fundraising-Ziel übertroffen hatten. Mit der Summe konnten wir sauberes Wasser an 12.500 Menschen in Kenia verteilen.
Obwohl ich ziemlich stolz auf das bin, was wir geleistet haben, und viele gesagt haben, dass sie durch unsere Besteigung inspiriert wurden, war es niemals mein Ziel, eine Inspiration zu sein. Ich wollte mich selbst als Beispiel für andere setzen. Ich wollte zeigen, dass es keine Rolle spielt, wer du bist oder woher du kommst, denn wir alle haben die Fähigkeit und die Verantwortung, jenen zu helfen, die auf uns angewiesen sind.
ÜBER DEN AUTOR
Spencer West ist ein bekannter Redner und Co-Moderator von WE Day, und hat an mehr als 60 WE-Podien in Kanada, USA und England teilgenommen. Er stand mit anderen Koryphäen und Künstler auf der Bühne zusammen, unter anderem mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau, Prince Harry, den ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, Mia Farrow, Martin Luther King III, Jennifer Hudson und Natalie Portman.
Immer wieder ist das Publikum von Spencers Lehren fürs Leben ergriffen, die er auf seiner persönlichen Reise gelernt hat, insbesondere wenn sie selbst vor Herausforderungen stehen. Spencers inspirierende Reden haben Millionen von Zuhörern auf der Welt erreicht, darunter Unternehmen, Studenten, Lehrer, Glaubensgemeinschaften und Familien.
Spencers humorvolle Vorträge zeugen von Demut und erhalten wichtige Schlussfolgerungen und Lebensweisheiten, wie man in jeder Herausforderung eine Chance sehen kann. Gleichzeitig schenken sie Hoffnung und ermutigt Anführer dazu, andere zu motivieren und eine positive Veränderung zu bewirken.