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In einem früheren Blog-Beitrag haben wir bereits 10 Filme über Behinderung vorgestellt. Die filmische Darstellung diverser Behinderungen ist letztendlich eine sensible Angelegenheit, geprägt von guten und schlechten Beispielen. Meistens werden Menschen mit Behinderungen gar nicht gezeigt. Wenn doch, dann sind sie häufig nur persiflierte oder alberne Darstellungen. Doch es gibt auch Filmperlen, die das Thema vernünftig angehen. Wir stellen dir fünf Filmgenres mit herausragenden Beiträgen vor.
Die Biographie
Die große Spielzeugherstellerin Margarete Steiff hatte es am Anfang sehr schwer gehabt: Sie wird 1847 in Giengen geboren und wächst unter ärmlichen Verhältnissen auf. Als junges Mädchen erkrankt sie an Kinderlähmung. Fortan muss sie im Rollstuhl leben, Operationen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Doch dies brachte sie nicht davon ab, eine selbstbewusste und erfolgreiche Frau zu werden. Sie lernte trotz ihrer Behinderung das Nähen und gründete später eine Firma unter ihrem Namen. Heute steht die Marke „Steiff“ für Qualität unter Spielzeugen.
Der deutsche Spielfilm aus dem Jahr 2005 zeigt das Leben der Gründerin Steiff mit Heike Makatsch in der Hauptrolle. Mit viel Unterstützung ihres Bruders, gespielt von Felix Eitner, setzt sich die emanzipierte Margarete Steiff gegen damalige Vorurteile durch und schafft dank einer Großbestellung an Teddybären, ihr junges Unternehmen vor dem finanziellen Ruin zu bewahren.
Der Film ist ein schönes Beispiel dafür, wie Menschen auch in der Vergangenheit trotz ihrer Behinderung Großes geleistet haben. Ein weiteres, beeindruckendes Beispiel ist die Verfilmung von Stephen Hawkings Leben, die wir bereits in dem eingangs genannten Blog-Artikel vorgestellt haben: Mit Eddie Redmayne als Hawking in Die Entdeckung der Unendlichkeit (2014), sehen wir, wie der an amyotrophe Lateralsklerose leidende Wissenschaftler trotz aller Widrigkeiten Karriere macht und eine Familie gründet.
Coming of Age
Auf dem ersten Blick erscheint Crazy (2000) wie ein gewöhnlicher Teenager-Film, doch er ist mehr als das: Der mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnete Film basiert auf die autobiographische Erzählung des damals 17-jährigen Jungens namens Benjamin Lebert. Er hält dabei nicht nur seine Erfahrungen aus der Pubertät fest, sondern berichtet auch von seinem Leben als Halbseitenspastiker.
Benjamin – Benni – (Robert Stadlober) kämpft mit der Trennung seiner Eltern und schlechten Schulnoten. Daraufhin wird er in ein Internat geschickt, wo er sich mit einer Clique anfreundet. Gemeinsam wollen sie nur Spaß erleben, Lernen ist nebensächlich. Zwischen Benni und seinem Zimmergenossen Janosch (Tom Schilling) wächst eine Freundschaft, die schnell in Rivalität wechselt. Beide haben es nämlich auf Malen (Oona Devi Liebich) abgesehen. Nach einem turbulenten Jahr ist Benni zwar älter, aber kein bisschen weiser geworden. Am Ende erfahren die Zuschauer, dass Benni daher erneut die Schule wechseln muss.
Ein Leben nach dem Krieg
Mit 7 Oscars ausgezeichnet ist Die besten Jahre unseres Lebens (1946) ein Meisterwerk, der das Problem der Kriegsveteranen nach dem zweiten Weltkrieg sehr deutlich macht. Nicht nur müssen Soldaten mit Amputationen und anderen bleibenden äußerlichen Verletzungen leben, viele leiden darüber hinaus an posttraumatischen Belastungsstörungen und finden nur schwer den Weg zurück in den Alltag.
Im Film spielen neben Frederic March als Al Stephenson und Dana Andrews als Fred Derry auch der tatsächlich versehrte Kriegsveteran Harold Russell die Hauptrollen. Russell hatte bei einer Übung beide Hände verloren und trug fortan Haken als Prothesen. Im Film wird deutlich, wie die Familie seines Charakters, Homer Parrish, unter seiner Behinderung leidet. Seine Freundin, Wilma Cameron (Cathy O'Donnell), akzeptiert ihn allerdings und will ihn entgegen Warnungen ihrer eigenen Familie heiraten. Doch Homer selbst will nicht wahrhaben, dass er für immer auf Hilfe angewiesen sein wird. Nur durch die Unterstützung von Al und Fred, die beide ebenfalls mit ihrem Alltag kämpfen, findet Homer inneren Frieden und willigt die Heirat ein. Am Ende erkennen auch weitere Freunde und seine Familie, dass Homer trotz seiner Behinderung mit Würde und Respekt behandelt werden muss. Statt sich auf seine Einschränkungen zu konzentrieren, schätzen sie ihn für seine Leistungen.
Der Film stammt zwar aus 1946 und besitzt einen gewissen Retro-Charme, doch die darin behandelten Themen bleiben auch in unserer heutigen Zeit relevant.
Die Analogie
Mit der Comic-Adaption X-Men gelang den Marvel Studios ein sensationeller Durchbruch in den Kinos. Der dritte Teil, Der letzte Widerstand (2006), ist vom Gesichtspunkt Behinderung ein nicht unbedeutender Beitrag zur Debatte, wie weit man therapieren darf: Die Worthington Labs haben eine „Heilung“ für Mutanten entwickelt. Während einige Mutanten wie Rogue (Anna Paquin), die aufgrund ihrer tödlichen Berührung niemals engen Körperkontakt haben darf, sich über das angebliche Wundermittel freuen, zeigen sich andere wie Storm (Halle Berry) über diese Entwicklung erzürnt. Die Geschehnisse nehmen hier natürlich einen fantastischen und explosiven Lauf, mit schweren Herausforderungen, die die Helden nur mit ihren Mutantenfähigkeiten bestehen können.
Dieser Heilungsansatz im Film ist für viele Vereinigungen und Aktivisten eine Analogie für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Einige dieser Menschen tragen ihre Behinderung mit Stolz und setzen sich dafür ein, so akzeptiert zu werden, wie sie sind. Andere Betroffene wünschen sich dagegen eher eine Heilung, um wieder „normal“ zu werden, insbesondere wenn sie an chronische Schmerzen oder Inkontinenz leiden. Natürlich gibt es auch jene in der Mitte: Einerseits sind sie stolz auf ihre Behinderung, andererseits wünschen sie sich eine Heilung bestimmter Aspekte. Wiederum andere, wie Autisten, müssen sich dem Druck stellen, unbedingt „geheilt“ zu werden. Zwar liefert der Film keine Antwort im Umgang mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen, doch er bietet die Möglichkeit für Diskussionen.
Der Kinderfilm
In dem Animationsfilm Alles steht Kopf (2015) von Disney Pixar erhalten wir wortwörtlich Einblick in die Gefühlswelt eines heranwachsenden Mädchens namens Riley (gesprochen von Vivien Gilbert, u.a. Jinora aus Die Legende von Korra). Die farblich codierten Emotionen begleiten Riley, die an Stress und Depressionen leidet, durchs Leben und steuern ihre Emotionen in der Kommandozentrale. Durch einen Unfall in der Kommandozentrale werden Freude (gesprochen von Nana Spier, u.a. Buffy aus der gleichnamigen Serie) und Kummer (gesprochen von Philine Peters-Arnolds, u.a. Laverne Hooks aus Police Academy) herauskatapultiert und müssen über das Langzeitgedächtnis einen Weg zurückfinden, um das Gleichgewicht der Emotionen wiederherzustellen.
Diese rührende Geschichte liefert einen kindgerechten Einblick in die Welt von Menschen mit psychischen Problemen. Denn nicht nur Erwachsene können an Depressionen leiden, sondern auch junge Menschen.
Weitere Film-Inspirationen
Wenn du dich für mehr Filme interessierst, die Menschen mit Behinderungen darstellen, dann schau auch in die Datenbank Handicap im Film. Hier erhältst du einen detaillierten Überblick darüber, welche Filme Menschen mit Behinderungen zeigen.