Motorsport

Der Motorsport hat durch erfolgreiche deutsche Rennfahrer in Formel 1 und der DTM dazu beigetragen, dass  Motorsport in Deutschland eine große und begeisterte Fangemeinde hat. 
Kann man auch Motorsport betreiben, wenn der Sportler eine Beeinträchtigung hat?Aber wie sieht es mit der Ausübung von Motorsport aus, wenn man eine Behinderung hat? In anderen Sportarten gibt es normalerweise Unterkategorien von adaptierten Sportarten bis hin zur höchsten Stufe, wie bei den Paralympics, den "Olympischen Spielen" für Menschen mit Behinderungen.

Der Motorsport ist eine der wenigen Sportarten, die keine Unterkategorien mit angepassten Wettbewerben für Menschen mit Behinderungen haben. Es gibt keine angepassten Rennen für Formel 1, Grand Prix, TT-Rennen (Tourist Trophy), Rallye-Rennen oder Dakar. Das bedeutet jedoch nicht, dass Menschen mit Behinderungen von der Teilnahme an solchen Wettbewerben im Motorsport ausgeschlossen sind.

In den letzten Jahren sind immer mehr Initiativen entstanden, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen, an regulären Rennen teilzunehmen. Dazu bedarf es nicht nur des Bewusstseins und des Engagements der Organisatoren solcher Rennen, sondern auch des technischen Wissens von Menschen, die in der Lage sind, Rennmotoren, Autos und Lastwagen an die Bedürfnisse des jeweiligen Fahrers mit einer Behinderung anzupassen.

Bahnbrechende Initiativen im Motorsport für Menschen mit Behinderungen

Die vielleicht wichtigste Initiative, die Menschen mit Behinderungen die Teilnahme an den (Spitzen-)Wettbewerben und Meisterschaften im Motorsport ermöglicht, ist die 2018 erfolgte Gründung der Disability & Accessibility Comminssion durch die Fédération Internationale de l'Automobile, kurz FIA. Die FIA ist für alle internationalen Motorsportarten von Fahrzeugen mit vier oder mehr Rädern zuständig und organisiert eine Vielzahl von Motorsportveranstaltungen, wie zum Beispiel die Formel 1.
Unter dem Vorsitz von Nathalie McGloin, die selbst eine professionelle Rennfahrerin mit einer Behinderung ist, hat der Ausschuss viel getan, um sicherzustellen, dass angemessene Vorschriften erlassen werden, damit Menschen mit Behinderungen ihre Rennlizenzen erhalten können und dass modifizierte Rennwagen zugelassen werden.

In Großbritannien gibt es bereits ein wettbewerbsfähiges Rennteam, das Team BRIT, das nur aus Fahrern mit Behinderungen besteht. Neben einem vollwertigen Rennteam organisiert das Team BRIT auch Tage, um Menschen mit Behinderungen für den Motorsport zu sensibilisieren. Auf diese Weise will das Team mehr Menschen mit Behinderungen für den Motorsport begeistern und (zukünftigen) Fahrern bei der Verwirklichung ihrer Rennträume helfen.

In den Niederlanden gab es schon früher ähnliche Initiativen, wie das Racing Team Welzorg von Welzorg, einem Spezialisten für (Rehabilitations-)Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen. Im Jahr 2010 organisierten sie einen Wettbewerb, um einen Autofahrer mit einer körperlichen Behinderung zu finden, der für sie auf der Rennstrecke von Zandvoort fahren würde.

Internationale und nationale Helden des Motorsports

Es gibt viele Talente unter Menschen mit Behinderungen. Hier sind die Geschichten einiger Menschen, die eine entscheidende Rolle im Motorsport für Menschen mit Behinderungen spielen oder gespielt haben.

Nathalie McGloin

Einer der wichtigsten Namen im Motorsport für Menschen mit Behinderungen ist Nathalie McGloin. Mit 16 Jahren war sie in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem sie sich die Wirbelsäule brach. Sechzehn Jahre später entdeckte sie, dass der Rennsport ihr ein Gefühl von Freiheit vermittelte, da ihre Behinderung eine Zeit lang keine Einschränkung darstellte. Als sie 2015 ihre Rennlizenz erhielt, war sie die erste weibliche Rennfahrerin mit einer Behinderung in Form einer Rückenmarksverletzung. Sie fährt Rennen in einem Porche Cayman S mit manueller Steuerung.

Neben ihrer Rennsportkarriere ist Nathalie eine Inspiration für Menschen mit Behinderungen, die davon träumen, Motorsport zu betreiben. Wie bereits erwähnt, spielt sie eine wichtige Rolle als Präsidentin des FIA-Ausschusses (Disability & Accessibility Comminssion).

Albert Llovera

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist der #TeamSunrise-Botschafter Albert Llovera aus Andorra ein großer Name im Motorsport. Er fährt alle Arten von behindertengerechten Fahrzeugen (Motorräder, Quads, Autos, Lastwagen, Rallyefahrzeuge, um nur einige zu nennen). Bis zu seinem Unfall war Albert ein Spitzensportler im Skifahren. Er war der jüngste Teilnehmer an den Olympischen Winterspielen 1984. Ein Jahr später erlitt er bei den Europameisterschaften einen schweren Unfall, der ihn von der Hüfte abwärts lähmte.

 

Pit Beirer

Unser #TeamSunrise Markenbotschafter Pit Beirer, ehemaliger Motocross-Profi und heutiger Motorsport-Direktor bei KTM, ist eine inspirierende Persönlichkeit in der Welt des Motorradsports. Seine Leidenschaft für den Sport und sein Talent, talentierte Fahrer zu erkennen, haben ihn zu einer Schlüsselfigur für den Erfolg von KTM gemacht. Doch sein Weg zum Erfolg war nicht ohne Hindernisse!

Im Jahr 2003 erlitt Pit Beirer während eines Motocross-Rennens einen schweren Unfall, der sein Leben für immer veränderte. Durch den Unfall erlitt er eine Rückenmarksverletzung. Pit beschloss, seine Leidenschaft für den Motorsport auf eine andere Art und Weise zu verfolgen.

Nach seinem Unfall übernahm er die Rolle des Motorsport-Direktors und begann, sein Wissen und seine Erfahrung zu nutzen, um eine erfolgreiche Rennabteilung aufzubauen. Auf diese Weise gelang es ihm, seine Leidenschaft für den Motorsport aufrechtzuerhalten. Pit Beirer ist nicht nur ein hervorragender Motorsport-Direktor, sondern auch ein inspirierendes Beispiel für Mut, Entschlossenheit und den Willen, Hindernisse zu überwinden. Sein Beitrag zur Entwicklung von KTM und seine Arbeit als Mentor haben die Welt des Motorsports nachhaltig geprägt. Pit Beirer beweist, dass man mit Leidenschaft, Hingabe und einer positiven Einstellung große Dinge im Leben erreichen kann.

 

Tarek Rasouli

Unser #TeamSunrise Markenbotschafter Tarek Rasouli begann im Alter von neun Jahren mit dem BMX-Radfahren. Später stieg er auf Mountainbikes (MTB) um. Tarek erzielte zahlreiche Erfolge, darunter den Gewinn der Bayerischen Meisterschaft und der Deutschen Meisterschaft im BMX. Er war einer der bekanntesten Mountainbiker seiner Zeit. Im Jahr 2002 verunglückte er jedoch bei Dreharbeiten zum Film "Kranked 5" in Kanada schwer. Nachdem er 17 Meter weit gesprungen war, merkte Tarek, dass er zu weit gesprungen war. Er beschloss, das Motorrad loszulassen, und landete aus sechs Metern Höhe auf den Füßen, wobei er sich den ersten Lendenwirbel brach und eine Rückenmarksverletzung erlitt.

Heute leitet er sein eigenes Unternehmen, Rasoulution, eine international tätige Sportmarketing- und Kommunikationsagentur mit Sitz in München. Als Athletenmanager hat er zahlreiche Stars des Radsports entdeckt und gecoacht, darunter Fabio Wibmer, Danny MacAskill, Erik Fedko und Emil Johansson, um nur einige zu nennen.

Seit 2005 ist Tarek Botschafter für die Stiftung "Wings for Life".
Im Jahr 2022 wurde er als fünfter Deutscher in die Mountain Bike Hall of Fame aufgenommen, eine große Anerkennung für seine herausragenden Leistungen und seinen Beitrag zum Mountainbike-Sport.Tareks Geschichte hat unzählige Menschen auf der ganzen Welt inspiriert und lehrt uns, dass man mit der richtigen Einstellung und Entschlossenheit schwierige Zeiten im Leben überwinden kann.

 

Claire Lomas

Claires Leben änderte sich am 6. Mai 2007 nach einem Reitunfall völlig. Claire brach sich die Wirbelsäule, erlitt Rippenbrüche und einen Lungenriss und zog sich eine Lungenentzündung zu. Glücklicherweise wurde durch den Bruch der Wirbelsäule das Rückenmark nicht beschädigt, aber durch die Verrenkung des T4-Wirbels war sie vom Brustkorb abwärts gelähmt.

Claire war Chiropraktikerin und eine Spitzensportlerin im Pferdesport, aber ihre Behinderung hielt sie nicht von den Dingen ab, die sie liebte. So entdeckte sie neue Sportarten wie Skifahren, Handbiken und Motorradfahren. Außerdem hat sie zwei Bücher geschrieben, ist eine bekannte Motivationsrednerin und fährt Motorrad bei Track Days.

Im Jahr 2012 machte Claire weltweit Schlagzeilen. Sie war die erste querschnittsgelähmte Frau, die den London-Marathon mit Hilfe eines Roboteranzugs absolvierte. Im Jahr 2013 stellte sich Claire ihrer nächsten Herausforderung: Sie radelte 400 Meilen (+/- 640 km) in einem Handbike durch England.

Für ihre herausragenden Leistungen wurde Claire 2017 mit einem MBE (Member of the Most Excellent Order of the British Empire) ausgezeichnet.

 

Hannes Kinigadner

Hannes Kinigadner war schon früh vom Motorradfahren fasziniert. Im Alter von drei Jahren bekam er sein erstes Motorrad und begann, seine Leidenschaft für das Fahren auf zwei Rädern zu entwickeln. Durch tägliches Training und unermüdlichen Einsatz errang Hannes zahlreiche Siege bei lokalen Meisterschaften und schaffte es, sich in der Welt des Motorsports einen Namen zu machen.

Leider nahm Hannes' vielversprechende Motorsportkarriere 2003 ein tragisches Ende. Bei einem Benefizrennen stürzte er und zog sich schwere Rückenmarksverletzungen zu. Von da an war Hannes ab dem fünften Halswirbel gelähmt und sein Leben nahm eine völlig andere Wendung.

Dieser Vorfall weckte bei Hannes Vater, selbst Motorfahrradfahrer bei KTM - Heinz Kinigadner - und dem Unternehmer Dietrich Mateschitz, dem Gründer von Red Bull, den starken Wunsch, etwas zu tun. Gemeinsam gründeten sie die Stiftung "Wings for Life". Diese Stiftung widmet sich der Entwicklung von Therapien und Heilungsmöglichkeiten für Rückenmarksverletzungen weltweit.

Neben seiner Arbeit für die Marke Kini Red Bull, die auch speziell angepasste Motocross-Bekleidung anbietet, ist Hannes nach wie vor aktiv an verschiedenen Motorsportveranstaltungen beteiligt. Er lässt sich von seiner Behinderung nicht aufhalten und nutzt seine Erfahrungen, um andere mit ähnlichen Herausforderungen zu inspirieren und zu unterstützen.

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Weitere talentierte Rennfahrer mit Behinderungen

Dies sind nur einige der vielen Talente von Menschen mit Behinderungen im Motorsport. Einige andere große Namen sind der Italiener Nicola Dutto, der trotz seiner Rückenmarksverletzung die Dakar auf einem Motorrad bestritt, oder der junge britische Fahrer Billy Monger, der bei einem Unfall in einem F4-Rennen beide Beine verlor, aber weniger als ein Jahr später wieder an Rundstreckenrennen teilnahm. Oder Nic Hamilton, der Halbbruder von Lewis Hamilton, der seine Cerebralparese überwunden hat und sich durch digitale Rennspiele zu einem Rennfahrer auf der echten Rennstrecke hochgearbeitet hat.

Adaptierte Sportarten verbessern die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen in körperlicher, geistiger und emotionaler Hinsicht. Im Falle des Motorsports beschränken sich die erforderlichen Adaptionen und Hilfsmittel meist auf technische und mechanische Aspekte. Sobald diese vorgenommen wurden, können sie den Sport genauso ausüben wie ein Fahrer ohne Behinderung.
Wenn Sie eine Leidenschaft für den Motorsport haben, lassen Sie sich durch nichts und niemanden aufhalten!