Elektrorollstühle sind für Nutzer die neben dem generellen Bedarf an einem Rollstuhl ein größeres Defizit der Armkraft und Arm-/Hand-Beweglichkeit haben. Sie sind aber auch für Menschen gedacht, die ihre Mobilität erhöhen bzw. ihren Bewegungsradius vergrößern möchten. Zudem muss für die Anschaffung eines elektronischen Fortbewegungsmittels nicht immer eine medizinische Notwendigkeit vorliegen. Gerade Senioren und in ihrer Gehfähigkeit eingeschränkte Menschen greifen gerne auf einen Elektrorollstuhl zurück. Dabei gibt es eine Große Auswahl an verschiedenen Modellen, welche nach Antriebsart bzw. Fahreigenschaft aufgeteilt werden. Die Entscheidung, welcher Elektrorollstuhl der nützlichste ist, hängt vor allem von der Nutzung bzw. dem Einsatzort ab.
Die verschiedenen Modelle von Elektrorollstühlen sind so vielseitig wie ihre Nutzer. Je nach Einsatzort gibt es Elektrorollstühle für den Innen- wie auch Außenbereich. Ob für den täglichen Weg zum Supermarkt oder lediglich zur Fortbewegung in den eigenen Räumen - Die unterschiedlichen Modelle passen sich den Bedürfnissen der Nutzer an.
Ein Elektrorollstuhl ausschließlich für den Innenbereich ist dann notwendig, wenn sich der Nutzer hauptsächlich innen fortbewegt, wie beispielsweiße in der Schule, am Arbeitsplatz oder Zuhause. Für die Nutzung im Innenbereich benötigt der Elektrorollstuhl kleinere Vorder- wie auch Hinterräder. Dabei sind keine großen Batterien notwendig. Da sich der Nutzer vorwiegend in kleinen und engen Räumlichkeiten fortbewegt, sollte der Elektrorollstuhl kompakte Abmessungen und eine große Wendigkeit, dabei jedoch einen kleinen Wendekreis aufweisen.
Vor der Anschaffung eines Elektrorollstuhls sollte geprüft werden, ob die Stehfunktion in Frage kommt, je nach Nutzer kann eine andere Lösung sinnvoller sein.
Die Knie werden mit einem speziellen Gurt fixiert. Der Oberkörper und das Becken werden anschließend mit Gurten oder Sitzbügeln gesichert. Per Knopfdruck wird der Nutzer dann in die Stehposition gebracht.
Die Sitzsysteme sind bei einigen Modellen flexibel gestaltbar, so zum Beispiel beim Quickie Q700-UP M. Anti-Dekubitussitzkissen lassen sich so einfach integrieren. Die Armlehnen sind am Rücken angebracht und lassen sich nach oben hochklappen. Im Hinblick auf die Sicherheit ist die Bedienung und Steuerung der Elektrorollstühle mit Stehfunktion sehr wichtig. Hier ist vieles möglich: von der erweiterbare R-Net-Steuerung bis hin zu High-End-Sondersteuerungen, wie der Kinn oder Kopfsteuerung. Dies unterstützt auch die hochinnovativen Sondersteuerungen für Elektrorollstühle von SWITCH-IT und die Hightech-Lösungen, welche vorwiegend in komplexen Elektrorollstühlen verbaut werden.
Die vielfältigen Vorteile der aufrechten Position nutzen
• Erleichtert die Atmung
• Verbessert die Druckentlastung, wenn Sie längere Zeit sitzen müssen
• Entlastung lebensnotwendiger Organe wie Lunge, Darm und Blase
• Verbesserte Durchblutung
• Reduziert Verspannungen und Spastiken
• Fördert die Knochengesundheit und verringert Skelettdeformitäten
• Stärkung des Herz-Kreislauf-, sowie des Lymphsystems
• Kräftigt Stütz- und Bewegungssystem und beugt Einschränkungen von Gelenken vor
Bei regelmäßiger Nutzung des Elektrorollstuhls im Außenbereich, kann an die Anschaffung eines Modells für den Innen- und Außenbereich gedacht werden. Je nach der Häufigkeit der Nutzung im Innen- oder Außenbereich, sollte auf die Größe der Antriebsräder geachtet werden. Zudem sind auch die Abmessungen, die Wahl der Batterien sowie das Fahrverhalten von der individuellen Nutzung abhängig. Aufgrund des Fahrens im Außenbereich, muss der Elektrorollstuhl eine Beleuchtungsanlage gem. StVZO besitzen. Bei vorwiegender Nutzung im Außenbereich sollte an ein gefedertes Fahrwerk oder ein spezielles Dämpfungssystem gedacht werden.
Beispiele für Elektrorollstühle für Innen- und Außenbereiche: Der Q700 M (links) Q500 M (rechts) von QUICKIE
Neben den zuvor beschriebenen Elektrorollstühlen für Innen- und Außenbereich, gibt es auch Modelle, die sich nur für das Fahren im Außenbereich eignen. Die Anschaffung eines solchen Fortbewegungsmittels kann sinnvoll sein, wenn beispielsweise viele Spazierfahrten oder Aktivitäten in der Natur getätigt werden und der Nutzer nur für diese auf einen Elektrorollstuhl angewiesen ist. Bei einer ausschließlichen Nutzung im Außenbereich, sollte auf entsprechend große Antriebsräder geachtet werden. Zudem sollte der Elektrorollstuhl mit leistungsstärkeren Batterien, einem Haltegurt, einem Rückspiegel sowie einer Beleuchtungsanlage gem. StVZO ausgestattet sein. Ein gefedertes Fahrwerk oder eine Stoßdämpfung ist für die Fahrt im Freien notwendig. Für ein ausgleichendes Fahrverhalten, kann ein langer Radstand von Vorteil sein. Schließlich ist eine höhere Geschwindigkeit für das Zurücklegen von längeren Fahrstrecken mit dem Rollstuhl nützlich.
Benötigen Kinder aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen Elektrorollstühle, muss auf einige Besonderheiten geachtet werden. Kinder befinden sich noch im Wachstum und somit sollte der Elektrorollstuhl über eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten verfügen. Der perfekte Elektrorollstuhl für Kinder vermittelt Spaß an Mobilität und sorgt für zunehmende Selbständigkeit. Die Modelle von Zippie bieten beispielsweise unter anderem ein vielseitiges Sitzsystem, elektrische Optionen sowie Sitzausgleichsautomatik. Kinder verbringen einen Großteil ihrer Zeit im freien und wünschen sich Mobilität und Flexibilität. Daher macht ein Elektrorollstuhl ausschließlich für den Innenbereich bei jungen Nutzern keinen Sinn.
Beispiele für Kinder-Elektrorollstühle: Der Salsa R² (links) und der Salsa M² (rechts) von Zippie
Das Elektromobil, auch bekannt als Elektro-Scooter oder einfach nur E-Scooter, dient im Vergleich zu den übrigen Elektrorollstühlen eher der Bewältigung von Wegen außerhalb der Wohnung – wie beispielsweiße der Weg zum Supermarkt oder zum Arzt. Dabei wird zwischen 3- und 4-räderigen Fahrzeugen unterschieden. Da 3-räderige Elektromobile wendiger sind, eignen sie sich besonders gut für beengte Verkehrsräume. Die 4-rädrigen Fahrzeuge haben jedoch den Vorteil der besseren Kippstabilität. Solche Elektrorollstühle verfügen über eine manuelle Lenkung, in dem das Vorderrad oder die Vorderräder per Lenker im Lenkwinken beeinflusst werden.
Elektromobile weisen durch den relativ langen Radstand eine gute Spurstabilität auf. Das ermöglicht ein problemloses Fahren auch mit hohen Fahrgeschwindigkeiten (bis zu 15 km/h). Die Kippgefahr in Kurven werden durch Hilfseinrichtungen, welche die Fahrgeschwindigkeit bei Kurvenfahr automatisch verringern, reduziert.
Beispiel eines Elektromobils: Das S700 von STERLING
Durch die relativ kleinen Räder und der montierten Antikipp-Rollen ist die Hindernisüberwindungsfähigkeit bei Elektromobilen meist geringer als bei Elektrorollstühlen mit Frontantrieb. Oftmals können normale Elektrorollstühle mehr leisten als Elektromobile, welche selten so spezialisiert sind. Auch die Lenkung muss bei einem Elektromobil direkt mit der Hand bedient werden, was je nach Einschränkung des Nutzers ein Nachteil sein kann.
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Die Auswahl der Antriebsart eines Elektrorollstuhls kann für den Nutzer entscheidend sein. Denn Wendigkeit, Spurstabilität und das Fahren im Außen- oder Innenbereich wird von der Antriebsart beeinflusst. So sollte je nach Einsatzort und Nutzung, die für den Nutzer passendste Variante ausgewählt werden. Die größten Unterscheidungsmerkmale sind wie folgt:
Abbildung aus dem Prospekt "JIVE: Leistungsstark für maximale Mobilität" - Die Jive Elektrorollstühle (S.20)
Abbildung aus dem Prospekt Antriebsarten (S.5)
Quickie JIVE Elektrorollstühle mit Mittelradantrieb verfügen über die SpiderTrac™ Technologie, die für besondere Stabilität, Sicherheit und Kontrolle auf jedem Untergrund sorgt. Über einen Druckdämpfer harmonisiert diese Technologie die Bewegung des gesamten Elektrorollstuhls. Die über eine Verbundmechanik gekoppelten Lenkradarme reduzieren hierbei die Bewegung des Sitzes auf ein Minimum.
Das Antipitch-System verhindert ein nach vorne Kippen des Elektrorollstuhls beim Kanten herunter- oder bergabfahren. Dabei haben die vorderen Radaufhängungen einen Bewegungsfreiraum von mehr als 10 cm nach oben und unten. Die Gasdruckdämpfer verbunden mit den vorderen und hinteren Lenkradarmen mindern die Erschütterungen im Oberkörper, erhöhen die Sitzstabilität und begünstigen dadurch ein angenehmes und sicheres Fahren, auch auf unebenem Gelände.
Die mechanisch verbundene vordere und hintere Radaufhängung hält die Antriebsräder immer in Kontakt mit dem Untergrund, selbst beim Befahren von Kanten oder stark unebenem Gelände.
Die Lenk- und Antriebsräder bewegen sich durch die verbundene Radaufhängung in unterschiedliche Richtungen und erzielen somit ein Maximum an Traktion, was insbesondere bei Übergängen, wie z. B. dem Befahren von Rampen, hilfreich ist.
Elektrorollstühle mit Frontantrieb verfügen über kompakte Maße und haben ihren Schwerpunkt zwischen Antriebsachse und Lenkrad. Durch die großen Antriebsräder können mit einem solchen Rollstuhl Kanten bis zu 10 cm leicht überwunden werden. Der Drehpunkt des Rollstuhles befindet sich beim Frontantrieb vor dem Drehpunkt des Nutzers, daher muss beim Wenden auf das Ausschwenken des Hecks geachtet werden. Der Elektrorollstuhl dreht dadurch auch im Bogen und ist weniger intuitiv zu fahren, besitzt aber ebenfalls um einen kleinen und kompakten Wendekreis.
Abbildung aus dem Prospekt Antriebsarten (S.7)
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Je nach Produzent können die Elektrorollstuhls Unterschiede aufweisen. Generell bieten die meisten Rollstühle eine Reihe von Einstellungsmöglichkeiten.
Seitenteil mit Armlehne
• Breiten- und höhenverstellbar- Zur optimalen Anpassung an den Nutzer
Fußrasten
• Hochschwenkbar - Zur Lagerung der Beine (manuell/elektrisch)
Bürgersteighilfe
• Zusatzteil – unterstützt Fahrer beim Passieren von Bürgersteigen
Sitzposition
• Sitzneigung und Rückenwinkel – manuell oder elektrisch verstellbar -> Entlastung
• Sitztiefe einstellbar
Rücken
• Nach vorne einklappbar für platzsparenden Transport, z. B. im Auto
• Rückenbespannung verstellbar zur optimalen Positionierung
Licht und Blinker
• Sämtliche Elektrorollstühle sind Kraftfahrzeuge im Sinne der StVZO (auch ein Zimmer-Elektrorollstuhl, der auf öffentlichen Wegen verwendet wird!)
• sobald Elektrorollstuhl im öffentlichen Verkehr eingesetzt wird muss er mit Beleuchtungsanlage ausgestattet sein
• Sicherheit im Straßenverkehr
Federung
• Komfortable Fortbewegung
Spritzschutz
• Auf Rädern, oft zusätzlich wählbar – Schütz vor Spritzern beim Durchfahren von nassem Gelände oder Pfützen
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Steuerung
In der Regel wird ein Elektrorollstuhl mittels Joystick, welcher sich an einem Bedienpult befindet, gesteuert. Wird der Joystick nach vorne bewegt, beschleunigt der Rollstuhl nach vorne, wird der Joystick nach hinten gezogen, fährt der Rollstuhl rückwärts. Eine seitliche Auslenkung des Sticks nach links oder rechts, lenkt den Elektrorollstuhl in die entsprechende Richtung. Die Bedienpulte können links oder rechts monitiert werden. In Verbindung mit einem "Therapietisch", einer Ablagefläche zwischen den Armlehnen, können Steuerungen auch unabhängig von den Armlehnen angebracht werden.
Neben dem klassischen Joystick gibt es folgende Steuerungssysteme:
• Tischplattensteuerung
• Fingersteuerung (Mini-/ISO-Joystick)
• Tablettsteuerung
• Fußsteuerung
• Kinnsteuerung
• Kopfsteuerung
• Mund-/Lippensteuerung
• etc.
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Auch durch die Auswahl des Sitzsystems kann der Elektrorollstuhl an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden. Von Standardsitzen über Komfortsitze bis hin zu Spezialsitzen mit Stehfunktion bietet sich eine große Auswahl an geeigneten Systemen.
Die klassischen Sitze eines Elektrorollstuhls bestehen oft aus einem Schaumstoffkissen und werden auf einer Sitzplatte mit Klett positioniert. Das Kissen besitzt keine spezielle Formung, optional geformte Sitzkissen sind jedoch bestellbar. Der Rücken dieses Sitzsystems ist anpassbar und die Bespannung leicht gepolstert. Dieses System bietet ausreichenden Sitzkomfort, wenn der Rollstuhl nicht die einzige, dauerhafte Sitzmöglichkeit ist.
Beispiel eines JAY Standardsitzsystems
Diese Sitze haben ebenfalls als Unterkonstruktion meist eine Sitzplatte und bestehen aus einem konturierten Schaumstoffkissen. An der Rückenlehne ist ebenfalls ein solches Schaumstoffkissen gekettet. Durch die Konturierung bieten diese Polster einen besseren Seitenhalt und sie absorbieren Stöße besser, da sie meist dicker sind als Standardkissen. Komfort- und Ergo-Sitz vermindern so die Entstehung von Dekubitus. Wenn man keine elektrischen Verstelloptionen gewählt hat, kann der Sitzwinkel und die Rückenneigung nur mit Werkzeug verstellt werden.
Beispiel eines JAY-Komfortsitzsystem
Einige Elektrorollstuhl-Hersteller bieten Sitzsysteme an, die sich besonders gut auf die Erfordernisse ausgeprägter Behinderungsbilder anpassen lassen. Solche Sitze können sich beispielsweiße, zusammen mit den Beinstützen, in eine waagerechte Position bringen, sodass ein ausgestrecktes Liegen möglich wird. Einige Sitzsysteme bieten außerdem die Möglichkeit den Sitz in eine vertikale Position zu bringen. So kann sich der Nutzer, an den Sitz gesichert, in den Stand bringen.
Beispiel eines Spezialsitzes: Der Q700-UP M von QUICKIE
Als Teil eines guten Sitzsystems sollte der passende Rücken nicht vernachlässigt werden. Die Auswahl an individuellen Rückenelementen für Elektrorollstühle ist große und kann an den jeweiligen Nutzer angepasst werden. Je nach Nutzung und Haltung des Rollstuhlfahres kommt beispielsweiße eine andere Kontur des Rollstuhlrückens in Frage. Die Kontur sollte sich perfekt der Sitzpostion anpassen und somit eine gesunde Haltung und ein bequemes Sitzen ermöglichen.
Die J3 Rückensysteme von JAY: Mit flacher Kontur (links), mittlerer Kontur (mitte) oder flacher Kontur (rechts)
Die Hersteller bieten für Ihre Sitze diverse elektrische Verstellmöglichkeiten an.
Durch eine elektrisch verstellbare Rückenlehne lässt sich z. B. die Neigung der Rückenlehne verstellen. Manche Hersteller bieten auch einen „mitlaufenden Rücken“ an d. h. wenn die Rückenlehne nach hinten verstellt wird, bewegt sich auch die Lehne etwas in Richtung Schulter. Die elektrisch verstellbare Rückenlehne gibt es mit oder ohne Biomechanik.
Die Sitzkantelung ist der Winkel der Sitzplatte. Verändert man diesen, bleibt der Winkel zwischen Rückenlehne und Sitzfläche unverändert. Durch diese Sitzposition wird das Körpergewicht auch mit dem Rücken auf den Sitz abgetragen und das Sitzfleisch entlastet. Das sorgt zusätzlich für eine bessere Durchblutung und wirkt Dekubitus Symptomen vor.
Ein Sitzlift ist besonders als Aufstehhilfe geeignet und ermöglicht das Erreichen höher liegender Umgebungen wie z. B. der Fenstergriff. Bei hochgefahrenen Sitz kann man den Elektrorollstuhl immer noch fahren, allerdings in einem sehr langsamen Sicherheitsmodus.
Alle diese elektrischen Verstellmöglichkeiten brauchen natürlich Strom, was sich negativ auf die Reichweite des Rollstuhls auswirkt.
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