Blog > Oktober 2018 > Motorräder für Rollstuhlfahrer

Motorräder für Rollstuhlfahrer

Veröffentlicht:

Teilen:

Take it offline!

This Education in Motion resource is also available as a printable PDF.

Download PDF

Mit dem eigenen Fortbewegungsmittel bestimmst du selbst wohin die Reise geht. Das Motorrad galt dabei schon immer als Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit. Dank seiner Größe kannst du es fast überall abstellen und dich durch enge Straßen winden. Du spürst den Wind, der an dir vorbeirauscht, wenn du mit hohem Tempo an Autos vorbeiziehst.

Sicherlich denkst du, dass du diesen Luxus durch deine körperlichen Einschränkungen nicht genießen kannst. Doch weit gefehlt: Genauso wie Autos umgebaut werden können, so werden auch Motorräder ganz auf deine individuellen Bedürfnisse eingestellt. So kannst auch du ein bisschen Freiheit und Unabhängigkeit genießen.

Das richtige Motorrad für Rollstuhlfahrer

Am Anfang steht immer die Frage, welches Motorrad-Modell sich am besten für dich eignet. Dabei solltest du über den Zweck nachdenken. Willst du längere Spazierfahrten unternehmen? Dann kommt ein Tourer infrage. Er ist unter anderem gut gefedert, sodass du auch bei langen Fahrten angenehm sitzen kannst.

Spielt für dich Geschwindigkeit eine Rolle, sind sogenannte Supersportler die bessere Wahl. Marken aus Japan und Italien sind insbesondere auf diese Sorte Motorräder spezialisiert. Diese wendigen Maschinen werden auch beim Straßensport eingesetzt.

Willst du nur in der näheren Umgebung besser mobil sein, eignen sich Scooter oder Motorroller. Sie sind natürlich nicht besonders schnell oder gut für lange Fahrten geeignet. Allerdings sind sie recht preisgünstig.

Unser Team Sunrise-Sportler Vico Merklein auf seinem umgebautem Motorrad

Wie kann ein Motorrad umgebaut werden?

Fast jedes Motorrad lässt sich für deine Bedürfnisse umbauen. Wenn du dir trotzdem unsicher bist, lohnt es sich, vorher mit einer spezialisierten Werkstatt in Kontakt zu treten. Sie haben Erfahrung darin, Motorräder für Menschen mit Behinderungen umzurüsten und können dir vorab schon viele Fragen beantworten. Der ADAC hat beispielsweise eine Liste an Umbaubetrieben. Viele Betriebe sind aber auch schon gut im Internet vertreten, sodass du recht schnell eine Werkstatt in deiner Nähe finden wirst.

Je nach Behinderung montiert der Mechaniker verschiedene Hilfsmittel oder nimmt andere bauliche Veränderungen vor. Wenn du beispielsweise deine linke Hand nur eingeschränkt nutzen kannst, kann die Schaltung auf die rechte Seite verlegt werden. Bist du nicht in der Lage, die Hinterradbremse zu betätigen, können die Profis in der Werkstatt stattdessen eine Daumenbremse oder Fersenbremse anbringen.

Wenn die Beine beispielsweise aufgrund einer Querschnittlähmung oder multipler Sklerose eingeschränkt sind, können Fußplatten angebracht werden, um das Abrutschen der Beine zu verhindern. Alle Bedienelemente, die sonst mit dem Fuß gesteuert werden, sind stattdessen im Lenker integriert. Je nachdem kommen auch Stützräder infrage oder das Motorrad wird in ein Quad umgebaut.

Wichtig ist, dass die Veränderungen am Motorrad sicher und verkehrstauglich sind. Ein heimisches Werkeln in der Garage ist also keine gute Idee. Schließlich muss dein umgerüstetes Fahrzeug vom TÜV abgenommen werden. Bevor die Werkstatt deines Vertrauens dein Motorrad umbaut, solltest du zunächst das Gespräch mit dem TÜV suchen und ihnen deine Pläne schildern. Hier macht es sich bezahlt, wenn du bereits konkret weißt, was verändert werden soll, damit du nicht sofort abgewiesen wirst. Es empfiehlt sich also, gemeinsam mit dem Kfz-Meister den TÜV zu kontaktieren.

Nach Einwilligung durch den zuständigen Bearbeiter ist die Abnahme des umgebauten Motorrads beinahe nur noch Formsache. Der Gutachter überprüft dabei, ob das Fahrzeug nach dem Umbau im Straßenverkehr funktionieren kann. Wichtig dabei ist zu zeigen, dass du durch die Veränderungen das Motorrad sicher bedienen kannst und es stets unter Kontrolle hast.

Vico Merkleins Bike für Rollstuhlfahrer

Änderungen am Motorrad – Änderungen im Führerschein

Darüber hinaus müssen Änderungen an deinem Führerschein vorgenommen werden. Damit wird bescheinigt, dass du ein umgebautes Fahrzeug, in diesem Fall ein Motorrad, führen darfst. Neben einem Gutachten des TÜV und deinem aktuellen Führerschein kann es sein, dass du noch ein ärztliches Gutachten vorlegen musst. Damit der Antrag reibungslos verläuft, solltest du dich daher an die Führerscheinstelle in deinem Landkreis wenden und erfragen, welche Unterlagen nötig sind.

Wird dein Antrag genehmigt, wird in deinem Führerschein vermerkt, unter welchen Umständen, d. h. Auflagen, du dein Motorrad betreiben darfst. Die Umbauten werden dann im Detail aufgelistet. Allerdings ist es danach nicht mehr so leicht, Änderungen vorzunehmen. Das bedeutet, wenn du dir im Anschluss ein neues Motorrad gönnst, muss es die gleichen Auflagen erfüllen wie dein altes. Bei der Wahl eines Nachfolgers solltest du dich daher im Vorfeld informieren, ob die gleichen Änderungen überhaupt möglich sind.

Kosten gut einplanen

Abhängig von deiner Behinderung ist es vielleicht ausreichend, wenn du dir ein Motorrad mit Automatikgetriebe aussuchst. Dann trägst du lediglich die Kosten für das Motorrad. Muss es allerdings umgebaut werden, fallen die Ausgaben entsprechend höher aus. Der Umbau allein kann zwischen ein paar 100 Euro und mehreren 10.000 Euro betragen. Hinzu kommen noch weitere Kosten für Gutachten und Änderungen am Führerschein.

Unter Umständen kannst du aber die Anschaffung eines Motorrads steuerlich absetzen. Oder du kannst die Kosten mit Hilfe von Fördergeldern finanzieren.

Wenn du die Freiheit auf zwei Rädern entdeckt hast, wirst du im Rahmen deiner Abenteuer viele neue Menschen kennenlernen. In unserer Blog-Rubrik „Inspirierende Menschen mit Behinderung “ kannst du große und kleine Abenteuer nachlesen. Vielleicht lesen wir schon bald dein Abenteuer? Schreibe uns über deine Erlebnisse mit dem Motorrad!