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Meine Karriere im Radio

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Vor 24 Jahren war ich unglücklicherweise in einem Autounfall mit fünf Fahrzeugen verwickelt. Insgesamt sieben Personen waren verletzt, ich erlitt dabei die schwersten Verletzungen. Ich war zunächst in Schock, da ich nicht wusste, wie sehr dies mein Leben verändern würden. Damals saß ich auf dem Rücksitz und dachte zu mir, „warum steigst du nicht aus, und hilfst den anderen“. Schließlich hatte ich medizinische Erfahrung, da ich als medizinisch-technischer Assistent im Los Angeles County Medical Center  in der Notfallabteilung gearbeitet hatte.

Ich habe meine gesamte Energie dafür verwendet, aber ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich spürte einen stechenden Schmerz durch meine Brust und wurde bewusstlos. Was danach geschah, bleibt eine verschwommene Erinnerung. Ich kann mich allerdings daran erinnern, dass die ersten, die zur Stelle waren, meine Kollegen waren, die ich auch kannte.

Im Krankenhaus verlor ich regelmäßig das Bewusstsein, doch was mir für immer im Kopf hängen bleiben wird, ist, als der Arzt mir sagte, dass ich nie wieder gehen könnte. Ich wurde mit einer Querschnittslähmung in den Wirbeln C6-C7 diagnostiziert. In den folgenden acht Monaten musste ich also meine Zeit entweder im Krankenhaus oder in Reha-Zentren verbringen.

Meine Karriere neu definieren

Ich habe schon immer die Musik geliebt und wollte hier meine Karriere machen. Doch die Instrumente, die ich beherrschte (Keyboard und Trompete) benötigen eine Feinmotorik, die ich aufgrund des Unfalls nicht mehr hatte. Also musste ich etwas anderes suchen, wo ich mich austoben konnte.

Sechs Jahre später lud mich ein Bekannter zu einem Radio-Interview ein, um mit mir über mein Elektronik-Geschäft, das ich betrieb, zu sprechen. Nach der Show fragte ich ihn, wie ich selbst fürs Radio arbeiten könnte. Er erzählte mir dann, dass er seine eigene Sendung begann und selbst für die Sendezeit bezahlte. Da dachte ich mir, „Warum machst du das nicht auch?“

Ich fing also an, meine eigene Radiosendung zu produzieren, „Meeting the Challenge“. Sie lief bis 2005 und konzentrierte sich auf Menschen mit Behinderungen und wie sie ihren Alltag bewältigen. Die Sendung war jedoch stets eine Herausforderung, da ich das Geld selbst auftreiben und die Sendung komplett alleine auf die Beine stellen musste.

Im Jahr 2006 beschloss ich daher, zu lernen, wie ich für den Job bezahlt werden kann. Ich besuchte eine Medienschule, um das Handwerk von den Profis zu lernen. Doch das war kein leichtes Unterfangen. Einige Programmpunkte konnte ich nicht wahrnehmen, da ich keine Feinmotorik besaß. Darüber hinaus war Barrierefreiheit ein Problem, da ich wegen meines Rollstuhls manchmal nicht ins Studio passte. Schweren Herzens musste ich die Ausbildung abbrechen. Mein Traum zerschmetterte und ich fühlte mich entmutigt, frustriert und niedergeschlagen. Mir wurde klar, dass ich es nicht schaffe, dass dieser Weg nicht für mich bestimmt war.

Wenig später erlangte ich wieder eine Gelegenheit, als ich bemerkt habe, dass ich nur etwa 24 Kilometer von der Universität entfernt wohnte. Ich dachte mir „Warum versuchst du es nicht einfach? Selbst wenn es nicht klappt, habe ich es wenigstens versucht." Der Kurs dauerte sieben Monate, doch ich habe den besten Abschluss gemacht, den die Universität je gesehen hatte. So wurde mein Name auf der „Wall of Excellence“ verewigt.

Paul Amadeus Lande - Rollstuhlfahrer bei Radiosender

Die Jobsuche

Nun musste ich mich auf Jobsuche begeben. Unzählige Lebensläufe und Probeaufnahmen habe ich verschickt, leider ohne Erfolg. Es war so entmutigend, dass ich beinahe aufgegeben hatte. Als ich das Handtuch werfen wollte, erhielt ich einen Anruf von der Uni – die Personalchefin  sagte mir, dass der Posten eines Nachrichtenproduktions-Assistenten bei einem Radiosender unbesetzt war. Mir war in dem Moment zwar klar, dass ich den Job nicht kriegen würde, doch das Interview erwies sich als großartige Lernerfahrung.

Das Interview, das mein Leben veränderte

Am Interviewtag erschien ich pünktlich am Gebäude des CBS-Radios. Ich wurde vom Leiter der Nachrichtenabteilung freundlich empfangen. Er überreichte mir ein Formular zum Ausfüllen und sagte mir, er käme in 20 Minuten zurück. Ich starrte auf das Formular und den Stift und wusste nicht was ich tun sollte, da ich durch den Verlust der Feinmotorik nicht mehr schreiben konnte. Es ging zwar, wenn ich eine Schiene verwendete, doch das Formular besaß kleine Textkästchen, die präzise ausgefüllt werden mussten. Gottseidank begleitete mich meine Frau, die draußen auf mich wartete.

Ich eilte schnell zurück zum Parkplatz und sie half mir dabei, das Formular auszufüllen. So schnell ich nach unten verschwand, so schnell kehrte ich wieder zurück – natürlich mit dem Aufzug. Als ich wieder ankam, wartete der Leiter bereits auf mich und fragte sich schon wo ich abblieb. Ich log ihn an und sagte, ich war auf Toilette. Später rief ich die Personalchefin an, um mich bei ihr für den Job-Hinweis zu bedanken. Ich hegte allerdings keine Hoffnung, diesen Job zu bekommen.

Entgegen aller Erwartungen erhielt ich ihn dennoch! Das war der Wendepunkt in meinem Leben. Nachdem ich einige Monate für CBS gearbeitet habe, konnte ich zum Sender NBC wechseln. Ich arbeitete eine Zeit lang an zwei Jobs gleichzeitig, bevor ich komplett für NBC arbeitete und einen Job im Management erhielt.

Einer der Herausforderungen meines Jobs war es, Menschen persönlich von Angesicht zu Angesicht zu interviewen. Durch meinen Rollstuhl saß ich jedoch viel niedriger als sie. Dank der Lift-Funktion kann ich jedoch meinen Sitz erhöhen und meinem Interviewpartner direkt in die Augen sehen.

Der Inbegriff meiner Karriere

Paul Amadeus Lane PortraitIch heiße Paul Amadeus Lane und ich bin derzeit Chefredakteur beim ABC News Radio. Darüber hinaus bin ich auch Radiomoderator. Im Laufe meiner Karriere habe ich viele prominente Gäste interviewt (von Dr. Maya Angelou bis hin zu Jerome Bettis, einem großartigen Football-Spieler), über große Ereignisse berichtet und war für die Abilities Expo Ambassador und Moderator. Ehrlich gesagt habe ich wirklich sehr viel Spaß im Leben.

Niemals sollte die Furcht vor Unbekanntem dich davon abhalten, großartige Dinge zu tun!