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Mein Rollstuhl, vom Fremdkörper zum treuen Begleiter

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Nun ist es schon 2 ½ Jahre her, seit ich den Rolli habe. Einen Sopur Xenon ² Aktivrollstuhl
Zuerst gab es ein unsicheres Herantasten an das fremde Möbel. Einen interessanten Abend in der Selbsthilfgegruppe, wo ich erst mal abgefragt habe, wo denn drauf zu achten ist. Denn der Berater im Sannihaus kann mir ja viel erzählen. Und das kann sich für jemanden ohne Ahnung auch noch gut anhören. Doch nichts ist hier besser als auf die Leute zu hören, die so ein Teil tagtäglich nutzen.
Gut gebieft ging es am nächsten Tag zum Sanihaus und einiges, was schick ist, sich in der Praxis aber nicht bewährt hatte, wurde außen vorgelassen. Ganz zum Missfallen des Beraters, der ja auch Verkäufer ist.
 
  •  Faltbar sollte er sein, damit ich ihn ins Auto bekomme (Check!)
  •  Leicht sollte er sein, damit ich ihn auch selber ins Auto heben kann (Check! Ist unter 10 KG)
  •  Schickes Aussehen (Ehrensache!)
  •  Bequem (man holt raus was geht)
  •  Robust sollte er sein (Somit kein leichteres Carbon Modell)
  •  Luftreifen sollte er haben (laufen leichter als Vollgummi)
  •  Leicht laufen (kein tiefer gelegter Sportwagen, aber auch kein Laster)
Also die Eckpunkte abgesteckt, die Bestellung gemacht, beim Preis Schnappatmung bekommen und einige Wochen später ins Büro bringen lassen.
Das Sanihaus ist direkt um die Ecke. In der Zwischenzeit hatte ich mal auf einem Ausflug einen Vollgummi bereiften „Leihwagen“ mit Stahlrahmen. Das war wirklich der besagte Laster. Der Mitarbeiter des Sannihauses brachte mir das neue Auto auf der Arbeit vorbei. Nach seiner Aussage ein Unterschied zu dem Leihwagen wie ein Sportwagen zum guten alten Diesel.
 
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Was nun kam, war vorsichtiges beschnuppern und reinfühlen in das neue Vehikel. Da kam es mir gut zu passe, dass ein Rollitraining angeboten wurde. Interessant, aber nach kurzer Zeit meldete sich meine MS und sagte ganz klar STOP! Bis hier und nicht weiter. Schade drum, aber zumindest ein paar Grundtechniken hatte ich erlernt.
Als Gelegenheits Rollifahrer wurde er im Folgenden vor allem dann eingesetzt, wenn es längere Strecken, und das fängt bei mir schon bei 100m an, zu bewältigen gab. Einkaufen, auf der Arbeit, bei Gastrobesuchen. Und hier zeigte sich schnell, dass die Entlastung vom Laufen an anderer Stelle Kräfte übrig liess. Keine Reizüberflutung mehr beim Einkaufen, dafür die Erkenntnis, dass die Läden bei uns und bestimmt auch anders wo, nicht für Rollifahrer gemacht sind. Und hier meine ich nicht Stufen; sondern die oberste Regalreihe. Nun ja, es gibt schlimmeres.
 
Auf der Arbeit hatte der Weg vom Auto zum Büro und zurück seinen Schrecken verloren. Beim Gastrobesuch konnte ich den Abend wieder genießen und musste mich nicht mit Rollator hin und wieder zurück schleppen. Das PINK-Konzert in Köln im Stadion…..geiler Abend und die Rolliplätze auch nicht wirklich schlecht positioniert. So ein Rolli hat auch Vorteile.
 
Und noch etwas passierte. Das mag an meiner früheren Einstellung gelegen haben, dass man Rollifahrern immer etwas distanziert begegnete. Und mit dieser Grunderwartung traf ich nun auf meine Mitmenschen. Doch was war das? Ich glaube, ich war früher, zumindest was das betrifft, ein wenig daneben. Freundlich und hilfsbereit begegnete man mir. Ich habe es den Rollibonus genannt. Gut, andere durften diese Erfahrung nicht machen. Denn sie sitzen im Rolli und nun hilf mir gefälligst. Völlig daneben. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus. Ein Lächeln hier, das mittlerweile sehr selten benutzte Wort „Danke“ und schon läuft es um einiges besser.
 
Bei Ausflügen zum Teambuilding auf der Arbeit konnte ich plötzlich wieder gut mithalten. Die Urlaube waren jetzt zwar anders, aber wieder von der Leichtigkeit geprägt, die es braucht, um mal ab zu schalten. Man merkt zwar jetzt, dass nicht alles ideal für Rollis ist. Da hatte man früher keinen Blick für. Aber man kommt schon durch, mit Optimismus und Kompromissbereitschaft. Es ist halt eine Aufgabe: Finde das Optimum für die neue Situation.
 
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In der Kur gibt’s immer eine Challange mit der dortigen Physio. Sie wettet, wann ich wieder ordentlich am Rollator gehen kann, ich geh drauf ein und will es ihr natürlich beweisen…….. und wir beide haben eine gute Zeit. Mit etwas Phantasie ergeben sich ganz neue Herausforderungen. Und seit im letzten Winter noch der Smoove One von Alber dazu gekommen ist, bin ich noch ein Stück selbstständiger geworden.
Wir sehen also, der Rollstuhl muss nicht das Ende des Abstiegs sein, sondern kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, der Anfang von etwas ganz Neuem sein. Und nicht nur für mich, sondern auch für meine Frau, der ich auch hier von ganzem Herzen DANKE sage. Sie hat mir damals dazu geraten, das Teil an zu schaffen. Vielleicht hat sie seinerzeit noch nicht das ganze Potential dieses Schrittes abschätzen können, aber zumindest einen Teil. Und der war schon gut für sie. Ohne ihr "Go", hätte ich diesen Schritt damals vielleicht nicht gewagt.
Mit dem Rolli hat mein Leben 2.0 Fahrt aufgenommen. Roll on!