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Spastik ist eine Störung des Dehnungsreflexes, die zu einem erhöhten Muskeltonus und übertriebenen Sehnenzuckungen führt.
Die Ursachen und Auswirkungen einer Spastik sind für die Bereitstellung einer umfassenden Behandlung wichtig, um den Folgen der Krankheit entgegenzuwirken und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Arten von Spastik
- Monospastik: Von der Lähmung ist ein Bein oder ein Arm betroffen.
- Paraspastik: Von der Lähmung sind beide Beine betroffen.
- Hemispastik: Von der Lähmung sind sowohl ein Bein als auch ein Arm einer Körperseite betroffen. Die Hemiparese kann auf der linken oder rechten Seite auftreten.
- Tetraspastik: Von der Lähmung sind beide Beine und Arme betroffen. Je nach Schweregrad können auch die Hals- und Rumpfmuskulatur betroffen sein.
Was sind die Ursachen einer Spastik?
Spastik steht häufig in Zusammenhang mit chronischen neurologischen Störungen und Verletzungen des primären motorischen Kortex. Sie wird normalerweise durch eine Schädigung des Teils des Gehirns verursacht, der sich der Bewegung widmet, obwohl sie auch durch eine Verletzung der Nerven, die das Gehirn mit dem Rückenmark verbinden, auftreten kann.

Anzeichen von Spastik
Die Spastik resultiert in einer Muskelhypertonie (unkontrollierbare Muskelkrämpfe oder Versteifung der Muskeln) und einem erhöhten Widerstand bei der Dehnung, sodass die Muskeln kontinuierlich kontrahiert bleiben. Dies wirkt sich auf bewegungsbezogene Handlungen wie das Gehen aus, kann aber auch das Sprechen, die Ausführung alltäglicher Tätigkeiten wie Waschen und Anziehen sowie die Verwendung von Gehstützen und Schuhwerk oder die Stabilität im Rollstuhl beeinträchtigen.
Diese Erkrankung kann in jeder Muskelgruppe auftreten, obwohl sie am häufigsten in diesen Gruppen vorkommt:
- Untere Extremitäten: Streckmuskeln des Quadrizeps, der Zwillingsmuskel und der Hüftabspreizmuskel.
- Obere Extremitäten: Beugemuskeln der Finger, des Handgelenks, des Bizepses und der Adduktorenmuskeln der Schulter.
Einige der häufigen Symptome der Spastik sind:
- Generalisierte Muskelschwäche
- Verlust der Geschicklichkeit in den Fingern
- Verlust der selektiven Bewegungskontrolle
- Abnorme Körperhaltung
- Muskelspannung während einer Aktivität
- Anormale Winkel der Schultern, Arme, Handgelenke und Finger
- Muskelkontraktionen, die das Ausmaß der Bewegung reduzieren und/oder die Gelenke ruhigstellen.
- Tiefe Sehnenreflexe (unwillkürliche Muskelkontraktionen)
- Plötzliche, sich wiederholende und unfreiwillige krampfartige Bewegungen
- Unwillkürliches Schließen der Beine
- Muskel- und Gelenkschmerzen
Wer ist von der Spastik betroffen?
Spastik ist mit verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen und Behinderungen verbunden, die entweder angeboren oder erworben sein können.
Derzeit wird geschätzt, dass weltweit zwölf Millionen Menschen an Spastik leiden, wobei die infantile Zerebralparese und die Multiple Sklerose die häufigsten Ursachen sind. Die betroffenen Menschen sind sowohl zahlreich als auch vielfältig, denn Spastiken können in mehr oder weniger starkem Maße bei den nachfolgenden Fällen auftreten:
- Wirbelsäule (Spina bifida, Querschnittlähmung)
- Akquirierte Hirnschäden
- Schlaganfall
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- Ataxie
- Traumatische Hirnverletzungen
- Enzephalitis (Gehirnentzündung)
- Meningitis (Gehirnhautentzündung)
- Pathologien, die neurologische Schäden verursachen
Diagnose von Spastik
Die Intensität und der Schweregrad der Spastizität können zwischen leicht, mäßig oder extrem variieren, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Position, Ausführung von Aktivitäten, Umwelt- und psychologische Faktoren usw.
Um eine korrekte Diagnose zu stellen, ist es wichtig, die Vorgeschichte des Patienten zu kennen und eine detaillierte medizinische Untersuchung durchzuführen, bei der die folgenden Faktoren bewertet werden:
- Muskelspannung. Diese wird mithilfe der Ashworth-Skala gemessen (entweder im Originalformat oder in dem 1987 modifizierten Format). Die Skala reicht vom Fehlen eines erhöhten Muskeltonus (0) bis hin zu extremer Steifheit bei Beugung und Spannung (4).
- Gelenkbalance, diagnostiziert durch die Messung der Gelenkwinkel.
- Selektive motorische Steuerung, die durch die Beobachtung der Fähigkeit, verschiedene Bewegungen auszuführen, erfolgt.
- Funktionsfähigkeit, die durch die objektive Beurteilung der Ausführung von alltäglichen Aktivitäten erreicht wird.
- Analyse des Gangs
- Muskelkrämpfe
- Anzeichen von Schmerzen, die der Patient zeigt
Spastik kann nicht geheilt werden, aber sie kann behandelt werden. Die Prävention ist sehr wichtig, um größere Störungen wie dauerhafte Kontrakturen oder Knochendeformationen zu vermeiden. Dieser Ansatz muss immer multidisziplinär durchgeführt werden, einschließlich der Teilnahme eines Neurologen, eines Neurochirurgen, eines Physiotherapeuten, eines Traumatologen, eines Rehabilitationsarztes und sogar eines Psychologen.
Spastikhemmung durch Positionierung und Rollstuhlkonfiguration
Die Positionierung von Gliedmaßen kann eine wesentliche Rolle bei der Hemmung spastischer Reaktionen spielen, da sie gezielt die Muskelspannung beeinflusst und dadurch die Spastik mindern kann. Das Prinzip dahinter beruht darauf, dass sich ein Muskel bei Kontraktion in einen „Muskelbauch“ zusammenzieht, wie es etwa bei einem angespannten Bizeps sichtbar wird. Durch gezielte Streckung wird dieser Muskelbauch minimiert, was eine Kontraktion erschwert und spastische Reaktionen hemmt. Eine solche Positionierung erleichtert zudem die Aktivierung der gegenüberliegenden, meist schwächeren Muskeln.
Dieses Prinzip lässt sich gezielt in der Konfiguration eines Rollstuhls anwenden, insbesondere zur Hemmung von Streckspastiken in den Beinen. Beispielsweise kann ein enger Beinwinkel von etwa 88° bis 92° (anstatt der üblichen 100°) gewählt werden, manchmal ist hier auch eine zusätzliche Rahmenkröpfung sinnvoll. Ein passender Winkel des Fußbretts unterstützt diese Wirkung zusätzlich, indem er für eine stabile und ergonomische Fußauflage sorgt; ein einstellbarer Winkel am Fußbrett erleichtert dabei die Anpassung an individuelle Bedürfnisse.
Auch zur Hemmung von Hüftstreckerspastiken kann die Rollstuhlanpassung beitragen. Ein reduzierter Sitzwinkel (z. B. eine Sitzneigung von 5–10°) kombiniert mit einem nach vorne geneigten Rückenwinkel (einstellbar auf unter 90°) kann die Spastik wirksam hemmen. Wichtig ist hierbei neben dem medizinischen Aspekt auch den Alltag zu beachten – zum Beispiel sollte ein Transfer bei starker Sitzneigung weiterhin selbstständig möglich sein.
In Fällen plötzlicher spastischer Bewegungen oder des sogenannten „Pusher-Syndroms“ bietet ein Rücken mit Gasfeder zusätzliche Flexibilität und reduziert Druckspitzen; allerdings kann dies das Gesamtgewicht des Rollstuhls erhöhen und den Schwerpunkt ungünstig verlagern.
Darüber hinaus können spezielle Positionierungskissen zur Regulierung des Muskeltonus beitragen, indem sie eine anatomisch unterstützende Sitzhaltung fördern. Studien zeigen, dass eine optimierte Positionierung der Gliedmaßen nicht nur die Spastik reduzieren, sondern auch die allgemeine Mobilität und Stabilität der Betroffenen verbessern kann (vgl. Gracies, 2005; Sheean & McGuire, 2009).
Wie kann man Spastiken behandeln?
Zu einigen der Behandlungen, die mit der Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Spastizität verbunden sind, gehören:
Nicht-pharmakologische therapeutische Interventionen
Regelmäßige körperliche und physiotherapeutische Aktivitäten wie Schwimm-Hydro-Therapie, Muskeldehnung, Boden- oder Stehübungen mit Gewichten, Schienen und Prothesen sowie der Einsatz von Wärme und Kälte zur Reduzierung des Muskeltonus.
Pharmakologische Eingriffe
Die Verabreichung von verschriebenen Medikamenten wie Baclofen, Benzodiazepinen, Dantrolen oder Tizanidin. Obwohl diese Therapie wirksam ist, hat sie verschiedene Nebenwirkungen, wie Schläfrigkeit, Übelkeit oder Müdigkeit. Botulinumtoxin kann auch direkt in die betroffenen Muskeln gespritzt werden, um die unerwünschte Muskelaktivität zu lähmen oder zu reduzieren.
Chirurgische Eingriffe
Die bekannteste ist die sogenannte Baclofen-Pumpe (ITB-Therapie - intrathekale Baclofentherapie), eine minimal-invasive chirurgische Behandlung, bei der eine kleine Pumpe im Bauchbereich platziert wird, die über einen Katheter ein Medikament in das Rückenmark abgibt. Dieses System ermöglicht es, das Medikament mit geringeren Dosen als bei der oralen Verabreichung an die von der Spastik betroffenen Muskeln zu leiten.