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Was ist ein Dekubitus? Hintergründe & Ansprüche von Versicherten

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Jedes Jahr im November ist internationaler Anti-Dekubitus-Tag. Die Dekubitus-Problematik soll dabei ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, um Fachleute, Politiker und Entscheidungsträger zu diesem Thema zu sensibilisieren. Schätzungen des Bundes zufolge erleiden jährlich rund 400.000 Patienten einen Dekubitus. Die Dunkelziffer der Erkrankung liegt vermutlich deutlich höher.

Aber was ist eigentlich ein Dekubitus und wie kann er entstehen? Das und welchen Anspruch Versicherte haben erfahren Sie hier:

Was ist ein Dekubitus?

Ein Dekubitus ist eine Gewebeschädigung, die hauptsächlich durch einen, über einen längeren Zeitraum anhaltenden, Druck auf eine Körperregion entsteht. Blutkreislauf und Stoffwechsel funktionieren an der Stelle eingeschränkt bis gar nicht. Ein Dekubitus ist also eine Mangelversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen, ausgelöst durch lokale und direkte Druckeinwirkung. Die aus den Folgen entstehende Wunde kann von den oberflächlichen Hautschichten bis in die tiefer liegenden Bindegewebsschichten und zum Knochen reichen. Dekubiti beginnen in der Regel mit einer Schädigung der Hautoberfläche

Neben Druck kann ein Dekubitus auch durch parallel zur Haut auftretende Scherkräfte verursacht werden, bei denen die Blutgefäße verengt werden und die Durchblutung vermindert ist. Weitere Risikofaktoren sind Reibung, Temperatur und Feuchtigkeit, die zur Aufweichung der Haut führt.

Wer kann an Dekubitus erkranken?

Grundsätzlich jeder Mensch, der in seiner Beweglichkeit eingeschränkt oder dessen Schmerzempfinden gestört ist, kann generell an jeder Körperstelle einen Dekubitus entwickeln. Anfällig sind Körperstellen mit geringem Muskel- und Fettgewebe bzw. knöcherne Vorsprünge. Besonders gefährdete Stellen sind unter anderem das Steißbein und Kreuzbein, die Sitzbeinhöcker und Dornfortsätze der Wirbelsäule.  

Wie kann ich einem Dekubitus vorbeugen?

Bis zu 12 Stunden am Tag verbringen viele Menschen mit Behinderung in ihrem Rollstuhl. Um über diesen langen Zeitraum beschwerdefrei zu sitzen ist es enorm wichtig ein geeignetes Sitzkissen zu nutzen, denn dieses ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Rollstuhl. Das Rollstuhl-Kissen ist für die Gesundheit, Sitztoleranz (= Dauer des beschwerdefreien Sitzens) und die Sitzstabilität von großer Bedeutung. Eine präventive Anwendung (Prophylaxe) kann das Auftreten von Druckstellen vermeiden und damit teure kostenintensive Therapien und einen langwierigen Erholungsprozess verhindern.

JAY Rollstuhlkissen

Eine für den Nutzer angepasste Unterstützung und Positionierung im Rollstuhl ein guter Halt verhindern Ermüdung und ermöglichen eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. JAY von Sunrise Medical gilt weltweit als führende Marke im klinischen Sektor. Wir arbeiten innovativ an druck- und scherkraftreduzierenden Materialien, um eine optimale Positionierung des Nutzers und eine maximale Entlastung betroffener/gefährdeter Körperstellen zu erreichen. Zum Schutz der Haut verwenden wir atmungsaktive Materialien, um einen optimalen Wärme- und Feuchtigkeitstransport zu unterstützen.

Versicherte haben u.a. Anspruch auf Hilfsmittel, wenn diese dazu dienen,

  • den Erfolg der Krankenbehandlung zu sichern oder
  • einer drohenden Behinderung vorzubeugen (§33 SGB V).

Laut Hilfsmittelverzeichnis sind dies u.a. folgende Indikationsbereiche:

  • wenn bereits eine Druckstelle vorliegt oder
  • wenn durch Krankheit oder Behinderung ein dauerhaftes Liegen bzw. Sitzen erforderlich ist und zugleich ein erhöhtes Dekubitus-Risiko besteht. Zum Beispiel bei starker Bewegungseinschränkung oder Lähmung des Extremitäten/des Rumpfes, Sensibilitätsstörungen, Inkontinenz, bestehende Hautdefekten (z.B. Ekzeme), Herz-Kreislaufstörungen, Diabetes oder einem insgesamt schlechten Allgemeinzustand.

Auch bei Pflegebedürftigkeit/Aufenthalt im Pflegeheim gilt dieser Anspruch des Versicherten uneingeschränkt fort.

Welchen positiven Effekt hat ein Sitzkissen auf den Dekubitus-Patienten?

  • Erhöhung der Sitzstabilität
  • Schmerzreduktion
  • Erlangung einer symmetrischen Sitzposition
  • Verbesserung des Vegetativums (z.B. Verdauung, Herz-Kreislauf, Miktion)
  • Verbesserung der Atmung durch aufrechtere Körperhaltung (gute Positionierung durch das Kissen)
  • Sicherheit
  • Erhöhung der Sitztoleranz (Verlängerung der Sitzdauer), mehr Teilhabe und Integration in die  Gesellschaft
  • Hygiene: Inkontinenzschutz für den Kissenschaum, Bezug waschbar bei 60°C, Wischdesinfektion des Kissens selbst
  • Bessere Druckverteilung
  • Dekubitus-Schutz

Therapeutin mit Anti-Dekubitus-Kissen

Neben der Hauptdiagnose (Grunderkrankung), können auch andere Krankheits- oder Störungsbilder gleichzeitig auftreten, welche die Entstehung eines Dekubitus noch zusätzlich begünstigen. Diese, auch komorbide Faktoren genannt, können folgende sein:

  • Diabetes
  • Neurodermitis
  • Eingeschränkte oder keine Sensibilität
  • Medikamente (z.B. Cortison)
  • Geringes Körpergewicht (atrophierte Muskulatur)
  • Übergewicht
  • Starkes Schwitzen
  • Inkontinenz
  • Hautvorschädigungen
  • Asymmetrische Sitzposition
  • Schmerzen beim Sitzen

Eine ausführlichere Behandlung bietet zudem der Leitfaden zur Dekubitus-Prävention (pdf), der  in  vierjähriger  Zusammenarbeit  zwischen  dem  National  Pressure Ulcer  Advisory  Panel  (NPUAP)  und  dem  European  Pressure  Ulcer  Advisory  Panel  (EPUAP)  entwickelt wurde.

Weitere Informationen finden Sie auch beim BVmed e.V. in seiner Infokarte „Erstattung von Hilfsmitteln gegen Dekubitus“ (pdf-Download).