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Barrierefreies Festival: Wacken 2018 im Rollstuhl

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Moinsen liebe Metalheads und neugierigen Leser,

ein megatolles W:O:A-Festival ist schon wieder vorbei und ich kann es mir nicht verkneifen, er-neut davon zu berichten. Wer ich bin? Andrea Schütt, 48 Jahre alt und seit 2012 jedes Jahr mit meiner gepimpten Mücke (Rollstuhl) auf dem Wacken-Open-Air unterwegs. Bereits letztes Jahr habe ich im Sunrise Medical-Blog von meinen Erfahrungen auf dem Wacken 2017 berichtet.

Welcome Metalhead!
Freu Dich Du bist in Wacköööön!

Der kleine beschauliche Ort Wacken in Schleswig-Holstein öffnete zum 29. Mal seine Pforten, um uns Metalheads aus aller Welt zum weltgrößten Heavy-Metal-Open-Air-Festival, dem W:O:A zu begrüßen. Die Sonne lacht und vom „Holy Wacken Schlamm“ war weit und breit nichts zu sehen. Irre, sollten wir nach 2014 endlich wieder ein trockenes W:O:A erleben? Die Prognosen stehen nicht schlecht, haben wir doch bereits seit Wochen kein Regen mehr gesehen.

Das W:O:A erwartete uns mit einer tollen Running Order, die mächtig was auf die Ohren versprach. Mit dabei auch Otto und seine Friesenjungs. Kein Metal – aber wer kennt nicht Otto und seine Ottifanten.

Wacken 2018 - Wheels of Steel Arena

Aber erst mal die Wheels of steel Area für Men-schen mit Handicap entern und unsere Zelte bei heiteren Sonnenschein aufbauen. Die Sonne sollte uns auch weiterhin mit Temperaturen über 30° begleiten. Wir werden also dieses Jahr das Vergnügen mit dem „Holy Wacken Staub“ haben.

Staubmasken auf dem Wacken 2018Wie gut, dass 2015 im Full Metal Back eine Staubmaske enthalten war (siehe Bild links). Auch das W:O:A-Team reagierte auf die bevorstehende Hitzeschlacht.

Denn dem W:O:A ist es wichtig, dass seine Besucher ein unvergessliches Festival erleben. Dass wir Metalheads mit Handicap dazugehören, ist für das W:O:A-Team selbstverständlich. Inklusion wird großgeschrieben und so gibt es zahlreiche Services, um uns die Teilnahme so selbstbestimmt und barrierefrei, wie es eben auf einem Festival geht, zu ermöglichen. Nachzulesen in der eigens entwickelte Infobroschüre, die dieses Jahr erstmalig veröffentlicht wurde. Unverzichtbar im Zuge der Vorbereitungen auf Wacken. Mega Idee!

 

Mein Dank gilt an dieser Stelle Drees Ringert (ebenfalls im Rollstuhl) und dem W:O:A-Team, für die tolle Unterstützung, um gemeinsam mit allen Metalheads dieses megametalstarke Festival feiern zu können.

Bändchenausgabe beim Wacken 2018

Auch Ron Paustian mit seinem Team von „Inklusion muss laut sein“ war wieder mit an Bord. Ebenso die Mannschaft der Servicestation für Rollstuhlfahrer, initiiert von Sunrise medical und ThiesMediCenter, das getreu ihres Mottos „You’ll never roll alone“, z. B. Reparaturen und Physiotherapie - um den Wacken-Nacken wieder ge-schmeidig zu machen sowie Leihrollstühle für fu߬kranke Metalheads anbot.

Das Team steht euch mit Rat und Tat zur Seite und hilft, wo es geht. Daneben ist die Servicestation auch immer ein beliebter Treffpunkt. Hier ist immer etwas los und man trifft viele alte und neue Gesichter und der Spaß kommt dabei nie zu kurz (grins).

Servicestation für Rollstuhlfahrer - Wacken 2018

Wie Marv, der durch einen unverschuldeten Motorradunfall im Rollstuhl sitzt. Er war, vor seinem Unfall Rettungsassistent – was für ein Sche…gefühl für seine Kollegen, als sie zu dem Unfall gerufen wurden, ihren Kollegen sahen und ihn retten mussten. Marv lag fast 2 Jahre im Wachkoma. Dann starb seine geliebte Oma. Damit er sich von ihr verabschieden konnte, brachte seine Familie ihn zu ihr und wie durch ein Wunder wachte Marv plötzlich wieder auf. Was für eine Geschichte. Sowas liest man eigentlich nur in Büchern. Seitdem heißt es für Marv - leben, leben und nochmal leben. Er war schon vor seinem Unfall 16 Jahre in einer Death-Metal-Band. Hier knüpfte er an und gründete seine Metal-Band „Borderless“ – übersetzt Grenzenlos. Denn das ist sein Motto und nun war er dieses Jahr zum ersten Mal auf dem W:O:A. Du bist der Wahnsinn, Marv!

Doch das W:O:A hat, neben den über 150 Bands, noch so viel mehr zu bieten. Und das genossen wir in vollen Zügen. Selbständig ohne Hilfe war ich mit meiner Mücke unterwegs. Meine Freunde hatten dieses Jahr wenig zu tun ;-). Natürlich gehörten auch die Wacken Firefighters dazu. Wo, wenn nicht auf dem W:O:A kann ein Metalfestival mit Blasmusik inoffiziell eröffnet werden. Für mich einfach ein must have!

Impressionen vom Wacken 2018 im Rollstuhl

Okay Leute, wir haben allerbestes Festival-Wetter – die Sonne lacht und es ist trocken. Lasst uns Wacken unsicher machen. Also ab ins Wackinger Village durch das Wikinger-Reich ins Wacken-Wasteland á la „Mad Max“ durch die Wacken-Plaza rüber zur Bullhead City. Was für eine Reise. Ach ja und ein bisschen letztes Jahrhundert war auch dabei (grins).

Crowdsurfing im Rollstuhl auf dem Wacken 2018Und auch der Ort Wacken blieb nicht von uns verschont. Schließlich gehört u. a. das Bierchen und Jägermeister in der Old Metal Bar schon zu einem lieb gewordenen Ritual (mh, lecker, grins).

Getreu meines Mottos dieses Jahr „on the sunshine-metal-road again…“

Es war wieder ein megametalstarkes W:O:A! Lieben Dank an alle, die mir das wieder ermöglicht haben. Das 30. W:O:A steht in den Startlöchern. Die Vorbereitungen haben schon begonnen– denn nach Wacken ist vor Wacken. Wir sehen uns nächstes Jahr – rain or shine.

In diesem Sinne eine herzliches Wacköööön

Eure Andrea

P.S.: Meldung des Tages – oder wie entsteht ein Gerücht:

Senioren brechen aus Altenheim aus – und gehen aufs Wacken Open Air!“ Am Sonntag, 06.08.18 raste diese Meldung durch alle bekannten Medien. Doch so ganz richtig war die Meldung leider nicht, wie die Itzehoer Polizei wenige Tage später korrigierte.

Und für einen kleinen Vorgeschmack auf nächstes Jahr: Hier der Trailer „Wacken 2019“ sowie ein paar weitere Impressionen von meinem Aufenthalt in diesem Jahr.